Wenn Musiker von u.a. Decrepit Birth und Jungle Rot
(nur die bekannteren in unseren Breitengraden) sich zusammen tun, ein
unvergessliches und über die Maßen bösartiges Statement in punkto brutalen
Musizierens abgeben wollen, das mit großem Tönen und Klappern auch so
propagieren, dann denk ich mir; Ach du
unheiliges Weißblech, jetzt gibt es aber Dellen! Von eben jenen Bands bin
ich auf die eine oder andere Weise so manches gewöhnt, von technischen Finessen
der blutigen Strickkultur bis hin zu primitiven Kriegstrommeln. Und beides ist
wahrlich mehr als funktional. Was also ist von dem neuen Projekt EMBLAZONED zu halten, zu erwarten, worauf wird sich der
Mob im Keller einigen, können sie sich irgendwo in der Mitte treffen, oder gibt
einer nach?
Das Intro
verzichtet schon mal gänzlich auf Auskunft, entpuppt es sich als 90 - sekündiger
Geräuschpegel mit vollkommen sinnloser Existenzbettelei. Das hätte die Band
jemand anderem in die braune Papiertüte stecken können, für die eigenen Zwecke
taugt so ein Überfluss an Nichts eben nichts. Dann aber rockt der Roll, und das
nicht im Sinne eines ausladenden Hüftschwungs, sondern auf die finstere Art. EMBLAZONED
entpuppen sich schnell als
Schwergewicht, das sich gar nicht so wirklich auf landestypischen Death Metal
fokussieren will, das sofort eine schwarze Endung an alles hängt, was vornweg
Basisarbeit in Sachen Death Metal ist. Auffällig ist die sehr tief gezogene
Basslinie, der Sound kokettiert mit den Kumpels aus Schweden und attestiert dem
Akt eine schneidige Verbindung zur alten skandinavischen Schule. Das bleibt
aber über die gesamte Spielzeit eher sekundär. Zudem ist erwähnter Black Metal
Anteil so groß, oder zumindest ausgewogen, dass man schnell die Wälder rauschen
hört. Das liegt zum einen an den keifenden Vocals, die die tiefen und markigen
Growls mehr als ergänzen, schleimiger und diabolischer klingen, als pures
Kreischen. Und natürlich an der Gitarre, die in den gebremsten Parts für
sinistere Stimmung sorgt, ein relativ helles Aussagebild erschafft, den Sound bewusst
am schwarzen Unwesen hält. Den Gegendruck erzeugt wie schon erwähnt der Bass,
dessen Brummigkeit dem Gesamtgeschehen Authentizität und Härte verleite. The Living Magisterium macht einen wenig
freundlichen und extrem ernsthaften Eindruck, ist nicht wirklich kompliziert
oder hochgradig anspruchsvoll gewickelt, verzichtet aber auch auf einen zu
primitiven Frontalcharakter. Diese Ep ist ganz genau das was sich der Amerikaner
unter blackened Death Metal vorstellt. Dazu nutzt er lediglich das was andere
irgendwann mal mit Erfolg in den Genpool gekippt haben. Auch das wieder raus
fischen erledigen EMBLAZONED eher mit dem groben Netz. Die Erfahrung, die sie
als Musiker seit Jahren durch die Existenz schmuggelt genügt, um aus mehr oder weniger
interessanten Vorgaben ihren eigenen Sud anzusetzen und damit zu überzeugen.
Sicher, die ganz dicke Kelle ist dieses erste Räuspern der Akteure nicht, ob es
unvergesslich bleibt, wenn nichts mehr nachfolgen sollte, darf auch gern
angezweifelt werden, billig und belanglos ist aber definitiv was anderes. Humorresistenz,
damit müssen sie leben, das müssen sie sich vielleicht ankreiden lassen, denn
der Spaßfaktor geht bei so viel Düsternis schnell verloren. Kein dezentes
Grinsen zwischen den Stakkato – Riffs, kein verschmitztes Lächeln unter den
rasenden Leads, kein Quäntchen Freude unter der Marter eines etwas in
Bedrängnis geratenen Drumsounds. Der hätte ruhig mehr Aufmerksamkeit verdient.
Die sich gegenseitig hassenden Vocals drücken alles so ein klein wenig ins Eck.
Aber Musik, die mit nordischem Black
Metal ein Stelldichein sucht, ohne sich ganz ergeben zu wollen, ist eben nicht
lustig. Da ringen dann Blasphemie und Finsterforst gegen brutales Knüppeln und geschickte
Arrangements. Welche im Black Metal zumeist hinter blank polierten Schwertern
und bleichen Fratzen, dem Image eben, zurück stehen. Unterm Strich denke ich,
ist EMBLAZONED die Symbiose ganz gut gelungen, sie geben so viel von ihren
Wurzeln her, dass sie dem schwarzen Geseire Glaubwürdigkeit verleihen, aber
noch lange nicht genug, um sich ihrer eigenen Intention, dem Death Metal, nicht mehr bewusst zu sein. Wie viel davon Kompromiss
und wie viel wahre Überzeugung ist, lässt sich nach nur 4 Songs noch nicht
sagen. Diese aber geben vielleicht schon mal einen Vorgeschmack auf das was die
Band noch vorhaben könnte. Dann erwartet euch irgendwann Musik, die relativ
variabel sein wird, vom technischen Standpunkt keine Sorgen macht, vielleicht nie
der große Überraschungsfänger sein wird, mit Souveränität aber allzeit das Nackenfell
strapaziert. Mal sehen was hinterm Horizont dereinst drin sein wird, vorerst humpelt
der Gehörnte noch.
6/10
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